Nahtlose Verteilung von Stamm- und Bewegungsdaten: Das Data Replication Framework
In Zeiten zunehmender Digitalisierung und Komplexität in der Fertigungsindustrie sind effiziente und flexible Datenintegrationslösungen von entscheidender Bedeutung. Die reibungslose Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Systemen wie einem Manufacturing Execution System (MES) und SAP ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
In unserer Blogreihe zur Datenintegration in der Fertigung haben wir bereits einige Aspekte beleuchtet. In diesem Beitrag möchten wir mit dem Data Replication Framework (DRF) ein leistungsstarkes Werkzeug vorstellen, das ursprünglich für die SAP Master Data Governance entwickelt wurde. Inzwischen hat es sich zu einem vielseitigen Werkzeug für die Verteilung von Stamm- und Bewegungsdaten innerhalb und außerhalb der SAP-Systemlandschaft entwickelt. Das DRF spielt eine entscheidende Rolle bei der Anbindung von Manufacturing Execution Systems (MES) und trägt damit zur intelligenten Datenintegration in der Fertigung bei.
Das Data Replication Framework (DRF)
Das DRF bietet eine Reihe von Business Objekten, die als Grundlage für das Customizing dienen. Für unsere Betrachtung nehmen wir die Materialstämme als Stammdaten und Fertigungsaufträge als Bewegungsdaten. Diese beiden Objekte sind bei der Anbindung eines MES-Systems in der Regel unverzichtbar. Zunächst definieren wir ein Businesssystem (unser MES-System) und ordnen die Business Objekte Material/Produkt und Produktionsauftrag zu, die wir übertragen möchten. Hierbei kommen verschiedene Funktionen des DRF ins Spiel, die über die einfache Stammdatenverteilung hinausgehen.
Flexible Filtermöglichkeiten für eine präzise Auswahl
Jedes Business Objekt im DRF bringt spezifische Filtermöglichkeiten mit sich. Dies ermöglicht eine einfache Konfiguration, um festzulegen, welche Materialstämme und Fertigungsaufträge an unser Business System gesendet werden. Bei Fertigungsaufträgen spielen häufig das Werk, die Auftragsart oder ebenfalls der Disponent eine Rolle. Diese Filter helfen dabei, die Datenübertragung gezielt und effizient zu gestalten.
Manuelle und automatisierte Datenübertragung
Das DRF bietet unterschiedliche Möglichkeiten zur Datenübertragung, je nach Business Objekt. Dazu gehört auch eine manuelle Übertragung, die insbesondere für eine initiale Datenübernahme von Bedeutung ist. Diese Variante ist vor allem für eine Erstdatenübernahme interessant. Man kann aber auch manuelle Filterkriterien im Selektionsbildschirm angeben, um nur gezielt Materialstämme zu übertragen.
Die automatische Übertragung ist jedoch besonders interessant, da sie direkt in den Prozess integriert ist. Bei Materialstämmen wird die Übertragung sofort angestoßen, sobald ein neuer oder geänderter Satz gespeichert wird. Bei Fertigungsaufträgen hängt die Übertragung nicht nur vom Speichern ab, sondern auch vom Status des Auftrags. Die Übertragung erfolgt erst ab der Freigabe und wird bei jeder weiteren Änderung aktualisiert.
Zusätzlich erhält der Fertigungsauftrag durch das DRF einen Status, der den Auftrag beeinflusst. So wird beispielsweise eine Warnmeldung angezeigt, wenn der Auftrag im Änderungsmodus aufgerufen wird, aber auch die Rückmeldung über co11n oder cor6n aus dem SAP-System sind zunächst untersagt, da diese aus dem MES-System kommen sollten. Wer sich jetzt zu stark eingeschränkt fühlt, SAP lässt einem hier viel Spielraum, um die Abläufe auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen.
Erweiterbarkeit zur maßgeschneiderten Steuerung
Für spezifische Kundenbedürfnisse hat SAP verschiedene Eingriffsmöglichkeiten vorgesehen. Dazu gehört die Erweiterung der zu übertragenden Objekte – je nach Übertragungskanal (IDOC oder SOAP) können zusätzliche Felder oder ganze Segmente ergänzt werden.Darüber hinaus können eigene Klassen für Filterkriterien angelegt werden, falls die Standardfelder nicht ausreichen. Besonders bei Fertigungsaufträgen stehen verschiedene BADIs (Business Add-Ins) zur Verfügung, um eine maßgeschneiderte Steuerung des Prozesses zu ermöglichen. So kann beispielsweise festgelegt werden, dass Rückmeldungen nur für bestimmte Steuerschlüssel direkt in SAP zugelassen sind oder dass eine erneute Übertragung an das Business System nur bei Mengenänderungen möglich ist. Mit diesem Umfang lässt sich der Prozess der Fertigung zwischen SAP und einem MES-System maßgeschneidert auf die Kundensituation anpassen.
Fazit und Ausblick
Das DRF bietet bereits im Standard eine gut durchdachte Vorgehensweise zur Anbindung von MES-Systemen an SAP. Gleichzeitig bleibt genügend Raum für Individualisierung und Anpassung an spezifische Kundenbedürfnisse. Mit diesen Funktionen stellt das DRF sicher, dass Unternehmen ihre Fertigungsprozesse effizient integrieren und anpassen können.
In unserem nächsten Beitrag „SAP Manufacturing Integration: Data Replication Framework (DRF) und die Rolle von SAP PI/PO. Ein Leitfaden“ werden wir tiefer in die technischen Aspekte der Integration eintauchen. Wir werden untersuchen, wie das DRF mit SAP Process Integration (PI) und SAP Process Orchestration (PO) zusammenarbeitet, um eine nahtlose Datenintegration in komplexen Fertigungsumgebungen zu ermöglichen. Dieser Leitfaden wird praktische Einblicke in die Konfiguration und Optimierung dieser leistungsstarken Integrationswerkzeuge bieten und aufzeigen, wie sie gemeinsam zur Verbesserung der Fertigungsprozesse beitragen können.