SAP Manufacturing Integration: Data Replication Framework (DRF) und die Rolle von SAP PI/PO – Ein Leitfaden

In unserer Blogreihe zur Datenintegration in der Fertigungsbranche haben wir bereits intensiv das Data Replication Framework (DRF) und seine Funktion zur Verteilung von Stamm- und Bewegungsdaten sowohl innerhalb als auch außerhalb der SAP-Systemlandschaft beleuchtet. Heute möchten wir einen Schritt weitergehen und erläutern, wie das DRF zusammen mit SAP Process Integration/Process Orchestration (SAP PI/PO) verwendet werden kann. In diesem Beitrag beleuchten wir die Rolle von SAP PI/PO als Middleware und wann es sinnvoll ist, diese beiden leistungsstarken Tools in Kombination einzusetzen.

Kategorien: Blog, Smart Factory
18. Dezember 2024

Im letzten Blogeintrag haben wir erklärt, dass das DRF für die Replikation von Stammdaten und die Verteilung von prozessrelevanten Bewegungsdaten zuständig ist. Es fungiert somit als Integrationstool für spezifische Business-Objekte.

Nun stellt sich die Frage, wie passt das DRF mit SAP PI/PO zusammen? SAP PI/PO ist doch ebenfalls eine Integrationslösung von SAP. Brauche ich dann beide Tools überhaupt?

Die Antwort lautet: Es kommt darauf an. Im Folgenden beleuchten wir die Aufgaben dieser beiden Tools im Detail und geben eine Einschätzung, wann der Einsatz beider Tools sinnvoll ist.

Prozessintegration mit DRF: Konfiguration und Automatisierung

Das Data Replication Framework ermöglicht es uns, zu konfigurieren, welche Business-Objekte an welches Business-System gesendet werden sollen. Außerdem ist es in den Prozess der Business-Objekte eingebettet, sodass die Datenverteilung ereignisbasiert ausgelöst wird. Der Fokus liegt hier auf dem prozessualen Teil der Integration. Für die Technik gibt es bei den meisten Business-Objekten lediglich die Auswahl zwischen IDOC (eine definierte XML-Struktur, die über HTTP versendet wird) oder SOAP (der Datenaustausch mittels Webservice).

Oft reicht dieser Funktionsumfang schon aus, um ein MES-System anzubinden. Bei einer komplexen Systemlandschaft oder bei umfangreichen technischen Anforderungen kann jedoch der Einsatz einer Middleware wie SAP PI/PO sinnvoll sein.

Was macht eine Middleware?

Middleware ist Software, die zwischen Anwendungen vermittelt. Sie verbirgt häufig die Komplexität der Anwendungen und deren Infrastruktur. Im Wesentlichen fungiert Middleware als Verteilungsplattform mit einer übersetzenden Funktionalität.

SAP PI/PO, ein prominenter Vertreter der Middleware, kann beispielsweise in folgenden Fällen sehr nützlich sein:

  • Strukturelle oder technische Umschlüsselung
    Angenommen, wir möchten ein MES-System anschließen, das einen REST-Service für die Materialanlage bietet. Sowohl auf der SAP ERP-Seite als auch auf der MES-Seite gibt es fest definierte Strukturen und Technologien. Hier kann die Middleware eingesetzt werden, um die strukturierte und technische Umschlüsselung der Material-IDOCs aus SAP in die gewünschte MES-Struktur vorzunehmen. Es ist nicht zwingend erforderlich, eine der beiden Anwendungen anzupassen; die Middleware fungiert als Übersetzer.
  • Verbergen der Infrastruktur
    Aus Sicherheitsgründen möchte die IT-Abteilung möglicherweise das SAP-System nicht direkt mit anderen IT-Systemen verbinden. Auch hierbei kann die Middleware helfen, da die Verbindung zwischen SAP ERP und der Middleware nur einmalig eingerichtet werden muss. Alle weiteren IT-Systeme werden dann nur mit der Middleware verbunden. Der Sicherheitsaspekt ist nur ein Beispiel; die Komplexität bei Netzwerkzugriffen kann ein weiterer Grund sein.
  • Gemeinsames Monitoring
    Je vielfältiger und komplexer die Systemlandschaft ist, desto wichtiger wird ein zentrales Monitoring. Hier kann es sinnvoll sein, sämtliche Schnittstellen über eine zentrale Middleware zu führen. Dadurch hat man automatisch ein zentrales Monitoring der Schnittstellen zur Verfügung.

Fazit

Das Data Replication Framework bietet grundsätzlich die Möglichkeit, ein System wie ein MES-System anzuschließen. Es schließt jedoch nicht aus, SAP PI/PO ebenfalls einzusetzen. Wenn eine solche Middleware bereits im Einsatz ist, macht der vermeintliche Umweg über diese aus Gründen der Übersichtlichkeit absolut Sinn. Wenn keine Middleware im Einsatz ist, sollten Aspekte wie Technologie und Komplexität betrachtet werden, um zu entscheiden, ob eine zusätzliche Integrationsplattform notwendig ist.